In liebevoller Erinnerung

Falk Grab

Im Zuge meines Aufenthaltes in Brixen besuchte ich auch das Grab meiner Großeltern (mütterlicher Seite). Sie zeugten 12 Kinder, von denen 10 noch leben. Opa hab ich leider nie kennengelernt. Aus Erzählungen weiß ich, dass er ein strenger aber gütiger Mensch war. Sein Interesse galt der Kräutermedizin. Er wurder auch der „Heiler“ genannt. So verhalf er vielen Bauern und deren Vieh zur Gesundheit. Bezahlt wurde mit Speck, Eier, Butter, Wein, geschnitzten Figuren … Einige seiner Kräuterrezepturen werden heute noch von der Peer Apotheke in Brixen angewandt. Viele seiner Geheimniss hat Oma mit ins Grab genommen. Tja – zum Aufschreiben blieb damals keine Zeit. Wie denn auch. 12 Kinder waren zu versorgen – allein bei der Vorstellung wird mir schon schwindlig. Wenn ich denke wie eingeschränkt meine Zeit ist, mit nur einem Kind.

Wie oft hab ich Oma in ihrer Küche im ersten Stock des „Gasthauses Falk“ besucht. Von der Küche führte ein Speisenaufzug aus Holz direkt in den Speisesaal. Ich liebte diesen Aufzug. Die Küche war groß und hell, mit Blick auf das Wassermühlrad. Es duftete nach Braten, Sauce, Kekse, Strudel. Immer war sie in der Küche und rührte in einem der Töpfe, knetete einen Teig, legte Holz nach im riesigen Holzherd, schälte Zwiebel oder Kartoffel, schnipselte. Die Küche war das Herz des Hauses. Ich saß immer neben der Arbeitsfläche am Fenster und schaute staunend zu. Nebenbei erzählte mir Oma Geschichten aus ihrer Kindheit, vom Krieg und von den Männern. Oder sie sang mir was vor – wie viele Lieder sie in petto hatte.

Als ich schon ein „großes Mädchen“ war, durfte ich auch ein bisschen mithelfen, immer wieder kosten und den Speisenaufzug betätigen. Ich erinnere mich noch heute an die einfachen und schmackhaften Speisen, die sehr geschätzt waren. Jedes Mal beim Abschiednehmen musste ich Oma in die „Speis“ folgen – ein riesiger, dunkler und kühler Raum. Dort bekam ich von ihr dann immer ein paar Süßigkeiten und „ein paar Lire“ in die Hand gedrückt.

Glücklich kam ich nach Hause zu Mama. Die stand auch in der Küche, bereitete gerade Essen vor, es duftete, anders wie bei Oma, eben nach Mamaküche. Ist es da verwunderlich, dass ich auch so oft in meiner geliebten Küche stehe und koche?