Es törggelet wieder

Wenn die Herbstlust würzig duftet, die Blätter in ihrem Farbrausch sich fröhlich drehend von den Ästen lösen, und die Wege und Straßen orange, rot und gelb einfärben, ja dann ist es Zeit zum „Törggelen“. Ein Südtiroler Brauch, der mittelerweile weit über die Grenzen hinaus Furore macht, stammt von dem Wort  „Torggl“  (lat. torquere – drehen) ab, dem Raum in dem die Weinpresse stand. Das Törggelen deckt sich zeitlich  mit den ausklingeden Tage der Weinlese.

In dieser Zeit wird Südtirol mittlerweile von Bussen überollt, Horden von Menschen belagern speziell dafür geschaffene Törggeleinstitutionen. Die Massen erdrücken die Gemütlchkeit, die diesem Treiben innewohnt. Törggelen wie ich es kenne, hat mit diesem Massendings nichts zu tun.

Früher einmal fing dieser urtümliche Brauch am Martinitag an, also viel später als heute. Freunde, Familie und Bekannte trafen sich nach einer schönen, sonnigen Herbstwanderung bei einem Weinbauern, der in seine warme Bauernsstube einlud zum „Siaßn“ (Federweißer), Sturm oder „Nuin“ (der junge Wein). Dazu gab’s gebraten „Köstn“ (Maroni), „Nussn“ (Walnüsse), Brettlspeck, „Breatln“ (Schüttelbrot) und Vinschgerln, Gerstensuppe, Kraut mit Hauswürste und – darauf freut ich mich immer ganz besonders – „siaße Krapfln“ mit Marillenmarmelad und Mohnfülle oder  Schwarzplentane Torte mit Preiselbeeren und Schlagobers. Die Erwachsenen spielten Karten, meistens „Watten“, die Kinder vergnügten sich draußen am Hof mit Verstecken spielen oder „Putz und Raber“ (Räuber und Gendarm). Nach ein paar Stunden, gingen wir wieder frohen Herzens und gut gestärkt nach Hause.

Gottseidank gibt es noch einige Höfe, wo die Massen nicht hin kommen bzw. die Bauern selbst es nicht wollen.

Umso mehr freute es mich auf die Anfrage ein Törggelefest für 100 Personen in Baden auszurichten. Zuvor trat ich eine Reise an in meine Heimat und kam mit echtem Bauernspeck, Kaminwurzen, Brixner Bergkäse, Graukas,

„Breatln“ und „Nussn“, Sturm und „Nuin“ wieder nach Wien. Dazu kochte ich eine erwärmende und sättigende Gerstensuppe mit G’selchtem, für den süßen Gusto: Schwazrplentane Kucherln und Mohntorterln.

Im Garten unterhielt der Maronimann die Gäste mit „Köstn“ der Klasse 1A.

Es wurde ein geselliges und gemütliches Fest mit liebevollen Gastgebern, zufriedenen und dankbaren Gästen und einem äußerst sympatischen Team.

„Schian wor’s, Törggelen ist halt mei‘ Freid …“